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    Freitag, 29. September 2023
    29. September 2023


    Die tägliche unverbindliche Contentvorschlagliste (die übrigens oben verlinkt ist, Sie können sie gern weiter befüllen, von mir aus auch vorhandene Themen überschreiben, Konkurrenz belebt schließlich das Geschäft) legt mir heute nah, über „grüner Daumen“ zu schreiben.

    Ich erzähle Ihnen von meinen Orchideen.

    Ich habe acht Orchideen. Aus Versehen, ich mochte Orchideen nie besonders. Es begann ungefähr 2010, da schrieb mich eine Bekannte an, ob ich hier in der Gegend jemanden mit Rollator kennen würde, denn eine dritte Person (die ich nicht kannte) sei gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden und noch kein bisschen fit, die Genehmigung der Krankenkasse für Hilfsmittel ließe aber auf sich warten, was auch immer, es war eine verworrene Geschichte, die ich auch nicht durchschaute aber zufällig stand in meinem Keller ein Rollator für die Besuche von Papa N.

    Ich sagte also, ich könne der fremden Person mit einem Rollator aushelfen, Telefonnummern wurden ausgetauscht und ich brachte den Rollator natürlich bei ihr vorbei, wenn man kaum laufen kann, kann man ja keine Rollator irgendwo abholen. Die Frau bat mich noch hinein zu einem Getränk, dabei erzählte sie mir von ihrer Krankheit, dass sie die Wohnung aufgeben müssen, was alles zu erledigen sei und, sie fände es selbst absurd, es wäre fast das schlimmste für sie, dass ihre Orchideen wohl im Müll landen.

    Die Frau hatte überall Orchideen, also wirklich überall, sie waren alle perfekt gepflegt. Und zum Abschied bot sie mir zwei davon an, für jede Hand eine, ich lehnte erst einmal ab (wie gesagt, ich mochte gar keine Orchideen), sie insistierte, damit wenigstens zwei nicht im Müll landen, die schönsten, naja, also nahm ich sie mit.

    Ab da hatte ich zwei prachtvolle Orchideen auf der Fensterbank, es war Herbst, ich bekam schon zu Weihnachten eine dritte von der Putzfrau geschenkt (weil ich ja Orchideen so mag und sie so toll pflege), die nächste brachte kurz darauf eine Freundin als Aufmerksamkeit mit, als Papa N bei mir wohnte, kaufte er mir bei drei Supermarktbesuchen jeweils eine Orchidee, woher die anderen kommen, habe ich vergessen.

    All diese Orchideen stehen auf der Fensterbank im Wohnzimmer, sie waren erst in zig unterschiedlichen Gefäßen und ich konnte sie leidlich ignorieren (gießen macht die Putzfrau) aber als dann Corona kam und wir unmäßig viel Zeit zu Hause verbrachten, war mein Blick davon gestresst und ich kaufte für alle die gleichen Übertöpfe. Dann kam wegen Corona ja auch keine Putzfrau und ich goß sie selbst, meine Schwester brachte irgendwann Orchideendünger und Blattreiniger mit, weil ich ja eben offensichtlich Orchideen mag und ja, mittlerweile ist es so, dass ich sie vor dem Schlafengehen mit dem Rest aus meiner Wasserflasche gieße und ab und an Dünge und mich sogar schon vor dem Fenster wiedergefunden habe, als ich Orchideenblätter mit Blattreiniger und einem weichen Tuch behandelte.

    Ich habe beschlossen, jetzt einfach Orchideen zu mögen. Warum auch nicht, es sind schöne Pflanzen. Ich enttäusche oft genug ganz absichtlich Erwartungen, es kostet mich wenig, auch mal ganz absichtlich welche zu erfüllen, vielleicht wird man über mich sagen „Sie ist nicht ganz einfach aber sie mag Orchideen“ und ich werde ausnahmsweise einmal nicht widersprechen. Schenken Sie mir Orchideen, es ist völlig okay. Man kann sich mit dem richtigen Rezept zu allem möglichen machen machen, this is ten percent luck, twenty percent skill, fifteen percent concentrated power of will, five percent pleasure, fifty percent pain and a hundred percent reason to remember the name, ich habe mich zu einer Orchideenfreundin gemacht.

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