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    Dienstag, 26. Oktober 2010

    Die Bahn hat ja heute gestreikt, nicht, dass man es sonderlich gemerkt hätte - schließlich hat es ja auch gefroren und der Berufspendler weiß: findet eine Wetteränderung statt, gibt es sowieso "Störungen im Betriebsablauf". Allerdings waren besonders viele besonders verkniffene Autofahrer unterwegs, vermutlich, weil einige Routinebahnfahrer sich mal im Umsteigen üben wollten. Wären sie mal lieber aufs Rad umgestiegen. Da hätten sie auch nicht so verkniffen gucken können, weil der kalte Wind ihnen die Mimik botox-like eingefroren hätte.

    Komische Fußgänger gab es aber auch zuhauf; so geschah es heute, dass sich zum allerersten Mal jemand mokierte, dass ich das Rad auf dem Gehweg schob, das nehme zu viel Platz weg. Ein anderer fragte, ob es wirklich nötig sei sich mit 5 Frauen und 8 Kindern in der Öffentlichkeit fortzubewegen. Man solle das anders organisieren - drei Frauen mit den Kindern daheim und die beiden anderen machen die Einkäufe. Der Mann zeterte und schimpfte und lief dabei schwungvoll geradewegs gegen eine Straßenlaterne. Die Welt ist gut und gerecht.

    Und dann war da noch eine Asiatin, die mich in sehr mühsamem, aber sehr korrektem Deutsch fragte, wo "Moneygram" sei. Ich hatte Moneygram schonmal irgendwo aus dem Augenwinkel gesehen, allerdings mangels Relevanz nicht 100%ig abgespeichert, so dass ich nur "Gehen Sie mal die Straße runter und immer auf der rechten Seite gucken" sagen konnte. "Möchten Sie mitkommen?" fragte die Asiatin höflich. Ich lehnte ab. "Kann ich mit Ihnen gehen, wir trinken Kaffee?" hakte sie weiter nach. Ich lehnte auch das ab. Irgendwo im Rhein-Main-Gebiet sitzt heute Abend eine Asiatin, die komische Dinge in ihrem DaF-Lerhbuch stehen hatte und nun die Deutschen für sehr unhöfliches Pack hält.

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