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    Dienstag, 22. Januar 2008
    Januar, revisited

    Genau genommen müsste ich nichts mehr schreiben, steht nämlich schon alles irgendwo und überall, was nicht verwunderlich ist, denn die Sache mit dem Januar, meine Güte, was für ein alter Hut, vermutlich so uralt wie die Menschheit selbst und schon die alten Mayas saßen in ihren Stufenpyramiden (ich weiß natürlich, dass die nicht in den Pyramiden gewohnt haben, dachte das aber als Kind immer, so wie man ja auch spontan denkt, dass Kühe Milch trinken, also Sie vielleicht nicht aber ich jedenfalls, und das sind Bilder, die ich mir gern bewahre, ich kann alles wissen aber ich muss nicht, ich bin keinesfalls verpflichtet, mein Wissen anzuwenden, also wohnen die Mayas in Pyramiden und die Kühe trinken Milch und noch so einiges andere sowieso, ich möchte jetzt nicht mehr darüber reden, vielen Dank für Ihr Verständnis!); also die saßen jedenfalls in ihren Stufenpyramiden, im Wohnzimmer nämlich (sehen Sie! Ich kann denken, was ich will!), schauten in ihren Hieroglyphenkalender und jammerten: Januar, Januar...

    Ganz genau so. Jetzt hab ich zwar den Faden verloren, aber gut, dass wir darüber gesprochen haben.

    Also was ganz anderes.

    Wenn es hart auf hart kommt (gut, "hart auf hart" klingt etwas dramatisch, aber fristlose Kündigungen sind auch nicht so ganz belanglos), dann lernt man doch noch einmal mehr über manche, die man schon sehr gut zu kennen glaubte. Und über sich selbst. Wie der Herumredner plötzlich klare Worte findet, wie der Überflieger sich rundumschlagend selbst mit dem Rücken an die Wand manövriert und wie das Mäuschen an der Situation wächst, wie man es nie für möglich gehalten hätte. Ein kleiner Blick auf Persönlichkeitskerne. Mein eigener heillos überfordert. Meine Lernkurve gestern und in den letzten zwei Wochen so rasant, dass mir die Luft wegbleibt.

    Luft, da oben, irgendwo. Das mit dem Fliegen hatte wir schonmal, und mit dem Absturz. Ich habe einen Tiger, der war mal Segelflieger. Dann fiel er auf die Landbahn und brach sich einen Tigerzahn. Er blieb 'ne Weile liegen, jetzt hat er Angst vorm Fliegen.

    Das mit dem Texten muss sich noch einruckeln. Vermutlich ist es im Kopf noch zu "wichtig". Die Scheißegalhaltung fehlt, was zum einen an den Vorgaben liegt, die so eine Auftragsarbeit mit sich bringt, zum anderen an einer gewissen Hemmschwelle, sich der Worte für sehr persönliche Erfahrungen, die nicht die eigenen sind, anzumaßen. Und dem Risiko, daneben zu liegen im Ausdruck, das Gemeinte nicht zu treffen und statt dessen - zu projizieren. Auch das Gefühl, dass mit dem corazón ganz einfach nicht so zu können, wegen mir ganz tief innewohnender Flapsigkeit. Davor erschrecke ich mich manchmal. Da, wo es ganz unangebracht ist, wo andere Leute schon längst corazón haben, tief eingesuhlt in einer tränensalzig-weichen Schicht Schmusidu bei mir plötzlich auf diesen krokantigen Bodensatz zu stoßen und laut loszuprusten, scheiß doch drauf. Auf dass diese krokantige Schicht Flaps nie angebohrt werde. Prost.

    Bei den Texten bin ich derzeit das kleine Eichhörnchen, das von Baum zu Baum hopst und sammelt. Für die Auftragsarbeiten und für die Randideen, die mir durch den Kopf schießen, wie quer durch Deutschland reisende kleine knisternde Plastiktüten. Ich muss mir auch unbedingt diese bissigen Gedanken wieder abgewöhnen, fällt mir dabei erneut ein.

    Den ganzen Rest, zu dem, was mich wirklich anpisst, lasse ich mal weg. Vorerst. Das ist nämlich eine ganz andere Sache und absolut berechtigt. Bevor die angegangen wird, müssen aber noch ein paar Dreckschichten runter. Zickigkeiten, verletztes Ego, Larmoyanz Jammeritis, allgemeine Genervtheit und Müdigkeit und so weiter. Mal sehen, was dann überhaupt noch übrig bleibt.

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