"Für die praktischen Notwendigkeiten des Alltags bleibt keine Zeit!", sagte sie zu mir, sehr eindringlich.
Die Frau war mir in der Damenumkleide schon vorher aufgefallen, weil ich fand, dass sie mir auf eine kuriose Weise ähnlich sah. Dieselbe Haarfarbe, ähnliche Größe und Figur, sie hätte ich in ca. 20 Jahre älter sein können. Beim Föhnen vor dem Spiegel war mir die Bürste heruntergefallen, und als ich mich wieder aufrichtete stand sie viel zu nah vor mir, wie ein zeitverzerrtes Spiegelbild.
"Für die praktischen Notwendigkeiten des Alltags bleibt keine Zeit!".
Sie fixierte mich mit einem Blick, in dem ich getönte Kontaktlinsen zu erkennen glaubte. Und an der Nasenwurzel hatte sie sogar eine kleine waagerechte Narbe - so wie ich.
"Was?", fragte ich irritiert. "Sie leben doch, also scheint es ja gerade noch zu gehen."
"Früher hatte ich die beste Zeit überhaupt", starrte sie mich weiter - beinahe anklagend - an. "Wo ist das hin? Es bleibt Zeit für nichts." Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging.
Für einen Moment hatte ich den skurrilen Gedanken, einem meiner Ichs aus der Zukunft begegnet zu sein. Dieses Fitness-Studio wird mich noch in den Wahnsinn treiben...
- "...and grieved
To have a soulless image on the eye
That had usurped upon a living thought
That never more could be."
Hallo Herr Wordsworth. Sie sind selber schuld. Vergessen Sie nicht - Sie sind absichtlich auf diesen Berg da hochgeklettert. Und ein bisschen sehr theatralisch ist das Ganze schon. Verdrängen Sie das, was Sie gesehen haben, doch einfach.
- Der Player legte sich sehr ins Zeug heute morgen und schmiss mich in der russisches-Roulette-Variante zwischen den verschiedensten Stimmungen hin und her. Der Abschluss war versöhnlich und passte auch sehr genau, wie ich aber eigentlich schon lange weiß.
- Ich hab nie gern zugeschaut, wenn der Kater mit den Vögeln, die er hereinbrachte, gespielt hat.
- Einmal Waschen, Schneiden, Föhnen bitte.