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    Mittwoch, 24. Mai 2023
    24. Mai 2023

    In der Bahn saß ich heute gegenüber von einem ganz kompakten Menschen. Ich meine "kompakt" nicht als Umschreibung für "dick".

    Ich versuche, zu beschreiben, was ich meine: der Mann nahm einen klar definierten Raum ein und hatte dabei Körperspannung, die diesen Raum fest ausfüllte. Dabei war er ganz ruhig. Vielleicht ergibt sich dieses Bild durch Körperspannung ohne viele Mikrobewegungen?

    Man konnte diesem Mann sehr entspannt gegenübersitzen, es war zu jedem Zeitpunkt völlig klar, wo er anfängt und wo er aufhört.

    Im Gegensatz dazu gibt es auch viele Menschen, die viel undefinierter sind. Die entweder mangels Körperspannung ein wenig zu wabern scheinen oder aber wegen zu großen Mikrobewegegungen dauernd mehr Raum einnehmen als geplant. Zu letzteren gehöre ich, zumindest so ein bisschen, bei mir kommt es häufig vor, dass sich meine Arme oder Beine mit denen anderer Menschen irgenwie im Vorbeigehen verhaken oder zumindest kollidieren, wenn diese Menschen ähnlich veranlagt sind wie ich, zum Fuchteln und zu unbedachten Bewegungen neigen oder wegen irgendeines Gedankens sehr sichtbar zusammenzucken oder sich sehr plötzlich wegen eines anderen Gedankens aufrichten oder ausstrecken.

    Ich nehme deshalb ungeplante Berührungen nicht krumm, oft genug habe ich sie ja selbst verursacht. Andererseits halte ich auch gern Sicherheitsabstand ein. Jede Person hat ja eine leicht andere Vorstellung vom idealen Abstand zu anderen Menschen. Und noch einmal variierend nach dem Gefühl emotionaler oder geistiger Nähe natürlich, aber selbst bei gleichem Gefühl von Nähe weicht der ideale körperliche Abstand individuell ab. Ich hatte dieses Erlebnis neulich erst in einem Seminar. Wir wurden aufgefordert, uns so vor eine Person zu stellen, wie wir ihr uns nah fühlen und ich stellte mich in knapper Armeslänge Abstand zu einer anderen Teilnehmerin auf. Sie war überrascht und sagte "du bist so weit weg, ich habe das Gefühl, dass wir uns eigentlich näher sind" worauf ich sagte "was meinst du, wieso ich gerade noch in Reichweite bin?" Ich stelle mich doch nicht in Reichweite zu Personen auf, von denen ich nicht erreicht werden möchte.

    Kater und Katze bei mir sind ähnlich. Die Katze ist kompakt, der Kater kein bisschen, er ist ausufernder, wenn man ihn hochhebt, hängt immer irgendwo was runter und wenn man ihn kuschelt hängt immer irgendwo was raus. Die Katze ist völlig kompakt, man kann sie hochheben wie einen Ball (was auch ein wenig an der Körperform liegt, aber Gliedmaßen hat sie ja natürlich trotzdem) und man kann sie kuscheln wie eine Kugel.

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    Donnerstag, 18. Mai 2023
    18. Mai 2023

    Ich bin den halben Tag Zug gefahren und habe die andere Tageshälfte mit zwei Senioren verbracht. In der Küche findet ein Krimi-Dinner mit 8 jungen Erwachsenen statt. Herr N. ist von der Vatertags-Radtour ermattet auf dem Sofa eingeschlafen. Es ist daher nur folgerichtig, dass ich eine weitere Frage aus der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste beantworte.

    Die heutige Frage lautet: "Wie verlief das Treffen mit der unbekannten Person aus dem Internet in Nieder-Olm und haben Sie noch Kontakt?"

    Eigentlich war sie an irgendeinem anderen Tag einsortiert, ich hatte mir vorsorglich schon die Veröffentlichung der Informationen von der "unbekannten Person aus dem Internet" freigeben lassen, dann aber keine Zeit für die Beantwortung gefunden. Damit ich mir diese ganze Mühe, die immerhin aus einer WhatsApp-Nachricht bestand, nicht umsonst gemacht habe, habe ich die Frage auf einen freien Slot weiter hinten verschoben und heute taucht sie wieder auf, wie schön!

    Verraten ist jetzt schon, dass wir noch Kontakt haben. Ich beantworte daher einen Bonusaspekt: es handelte sich bei der unbekannten Person um rebekka_m, bekannt aus Twitter und Tröt und Blog (wobei das derzeit ruht). Rebekka wohnte damals irgendwo, von wo aus die Mitte zwischen ihrer und meiner Wohnung so ganz grob Nieder-Olm war und stand kurz vor einem Umzug weiter weg; sie hatte mich daher angeschrieben, ob wir die Zeit vor dem Umzug noch für ein Kennenlernen nutzen sollten, weil es danach schwieriger würde.

    Das Treffen fand am 7.1.2015 statt, wie gesagt in Nieder-Olm, wir parkten beide irgendwo und ich habe keine Ahnung mehr, wo exakt wir uns begegnet sind, also: ob wir uns draußen trafen oder ob ich in einem Lokal saß und sie hereinkam oder umgekehrt. Das weiß ich alles nicht mehr. Vielleicht weiß sie es noch. Das Lokal war ein Grieche in Bahnhofsnähe, sah aber nicht griechisch aus, das Essen war in Ordnung, ich trank alkoholfreies Bier. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und tauchten problemlos in ein langes Gespräch ab, die Themen habe ich allerdings mittlerweile vergessen. Ich glaube, wir brachen auf, als der Grieche schließen wollte. GoogleMaps hat getrackt, dass ich von 19:52 - 23:47 Uhr im Restaurant Akropolis war, laut Website schließen die aber um 23 Uhr, es mag sein dass wir draußen noch vor den Autos zusammen standen. Jedenfalls gingen wir nicht auseinander, weil uns die Gesprächsthemen ausgingen.

    Wir begegneten uns danach ein- oder zweimal auf einer re:publica (und ich sah zum ersten Mal Barfußschuhe live!).

    Später gründete Rebekka einen Lesezirkel, in dem wir seitdem gemeinsam sind, wir haben online also regelmäßig, wenn auch in größeren Abständen, Kontakt. Vor etwa einem halben Jahr empfahl sie mir zusätzlich ein Lesetreffen mit anderem Format, es ist moderiert und es werden Textauszüge, nicht ganze Bücher gelesen, organisiert vom Literaturhaus Hannover aber als Online-Veranstaltung. Daran nahmen wir in der ersten Runde (zufällig) gemeinsam teil - jetzt in der zweiten Runde haben wir uns (ebenso zufällig) für unterschiedliche Wochentage eingebucht.

    Ein paar Mal haben wir über die Jahre auch telefoniert, über Gehaltsverhandlungen und über Geldanlagen und neulich waren wir zusammen beim Thai in Frankfurt, weil sie hier einen beruflichen Termin hatte, auch dieses Mal waren wir sofort wieder mittendrin im Gespräch, hauptsächlich über berufliche Themen.

    Meine Einschätzung - und auch mein Wunsch - ist, dass wir uns noch häufiger treffen werden.

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    Mittwoch, 17. Mai 2023
    17. Mai 2023

    Heute bin ich in eine Falle getappt.

    Ich fahre bzw. fliege (hurra...) im Juni zu einem größeren Treffen/Meeting/Konferenz, was auch immer, jedenfalls wird das über Dienstag und Mittwoch gehen, ich reise Montag an und Donnerstagmittag ab und würde deshalb zu den Randzeiten gerne so viele Personen wie möglich nochmal separat sprechen. Zu Essen, Kaffee, Drinks, egal was. Damit ich das besser planen kann, hatte ich neulich schon einmal gefragt, wann es denn wohl einen groben Zeitplan für diese zweitägige Veranstaltung gäbe und dann, weil keine Antwort kam, noch ein zweites Mal gefragt. Naja und ein drittes Mal wohl auch.

    Heute kam dann eine Liste mit Themen, um die es sich drehen würde. Aber noch kein Zeitplan. Wertschätzend, wie es meine Art ist, schrieb ich, dass die Themen ja super seien aber: wie sieht es mit dem groben zeitlichen Ablauf aus? Dann löschte ich den ersten Teil, Lob mit der Gießkanne ist keins, man muss konkret werden, ich schaute mir also die Themen (wirklich keins davon uninteressant!) nochmal an und pickte mir zwei davon heraus, zu denen ich etwas mehr sagen konnte, einmal qua Interesse und einmal qua zertifizierter (ganz kürzlich erworbener) Qualifikation. Ich schrieb nochmal neu, dass ich mich auf alle Themen freue und besonders auf Dings und Dungs, weil blabla.

    Ich schwöre, ich hatte die Mail maximal physisch, aber noch nicht ganz mental abgeschickt, also schon die Antwort kam: "Would you like to participate on the panel?" Nur das. Sonst nichts, keine Anrede, keine Grußformel, meine Güte, ich hätte mir den Energieaufwand für das konkrete Lob sparen können, denn es ist ganz klar, was das bedeutet: Krieg.

    Ich antwortet daher ganz genauso schnell, also definitiv mental noch nicht dabei: "I'd love to!" Auch ohne Anrede und ohne Grußformel.

    Dann ist das jetzt so. Man will mir die Weltherrschaft wohl doch nicht widerstandslos überlassen.

    ***

    Die tägliche Contentvorschlagliste fragt heute, ob ein gutes Leben ohne gute Freundinnen vorstellbar ist. Freund*innen, nehme ich an. Sicher ist es das, ich kann mir sehr viele gute Weisen zu leben vorstellen. Aktuell habe ich mich so eingerichtet, dass ich viele Dinge gerne immer wieder mit denselben Personen mache - das ist seit längerem so, so dass sich teilweise sogar schon Routinen ergeben in Bezug auf Tagesabläufe oder Urlaube.

    Ich könnte mir aber auch vorstellen, eher ohne feste Bindungen zu leben (wie ich mir ja auch vorstellen könnte, in einem 1-Zimmer-Apartment in einem Hochhaus zu leben), ich würde mich dann vermutlich mehr treiben lassen, vielleicht häufiger Veranstaltungen besuchen, bei denen man etwas in Gruppen macht (Kurse irgendeiner Art vermute ich). Ein zurückgezogenes Leben sehe ich für mich nicht. Die meisten von uns hatten ja während der Corona-Lockdowns die Gelegenheit auszuprobieren, wie uns Zurückgezogenheit bekommt und ich gehörte (zu meiner Überraschung) zu denjenigen, die nicht klar kamen. In nächster Zukunft möchte ich das daher nicht wieder ausprobieren.

    Natürlich ist es nicht so, dass ich alle meine Freundschaften brechen würde, um meine Freizeit in Gruppen von Fremden zu verbringen. Dann würde ich die entsprechenden Personen, von denen ich mich lossage, sehr vermissen. Aber wenn ich sie nie kennengelernt hätte, nicht von ihnen wüsste, dann wäre sicher dennoch ein gutes Leben möglich. Ganz davon abgesehen, dass es ja auch noch die Möglichkeit gibt, in der Familie oder im Beruf oder Sport völlig aufzugehen und daher keine Freund*innen darüber hinaus zu wollen oder zu brauchen.

    Also, ja, ein gutes Leben ist auch ohne gute Freund*innen für mich vorstellbar. Vorstellbar ist für mich auch, dass ich dann etwas unerträglicher wäre, weil das Korrektiv fehlt. Aber das würde meinem guten Leben keinen Abbruch tun, nur dem der anderen.

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    Dienstag, 16. Mai 2023
    16 Mai 2023

    Die letzten Tage war ich ja mit Violinista ans Meer verreist. Gestern sind wir zurückgekommen, um ca. 20 Uhr war ich zu Hause, es waren sofort einige eilige Dinge zu tun (Dinge der Art, die sich eben ansammeln, wenn man einen Haushalt inklusive einer jungen Erwachsenen und zwei Tieren für vier Tage sich selbst überlässt), während ich die Dinge tat, liefen schon einmal zwei Waschmaschinen, der Koffer wurde ausgepackt, um Mitternacht war ich im Bett und um 8:30 Uhr im Büro.

    In solchen Momenten fühle ich mich sehr aus der Zeit gefallen, so als wäre ich der Anwesenheit meines Körpers an unterschiedlichen Orten mental noch nicht ganz nachgekommen. Gut, dass wir das Beamen noch nicht in Wirklichkeit machen könnten, sonst wäre das für mich vermutlich noch viel schlimmer. Ich hoffe, das kommt in den nächsten 50 Jahren nicht noch, sonst bin ich dann irgendwann mit 70 die schrullige Alte, die lieber Bahn fährt als zu Beamen, weil ihr das "irgendwie komisch" ist.

    Meine Handhabe in Momenten der gespaltenen Anwesenheit von Körper und Kopf ist, mich voll in die Situation, in der der Körper sich befindet, zu werfen. So auch heute, nach Abschluss des Arbeitstages baute ich mit M noch einen Kratzbaum auf und schleppte den Sperrmüll auf die Straße sowie mehrere Kartons, in denen ich auch hätte Leichen entsorgen können (wegen der Größe, nicht wegen irgendwas anderem, schon gar nicht wegen eines Motivs), sofort dann war Lesedings und es liefen nochmal zwei Waschmaschinen und jetzt bin ich so ungefähr wieder mit mir vereint. Das ist gut.

    Die Frage des Tages lautet: "Wie klappt es mit dem Plan, weniger Lebensmittel entsorgen zu wollen ?" Stammt diese Frage von einer Person aus dem französischen Sprachraum? Ich frage, wegen des Leerzeichens vor dem Fragezeichen und ich frage aus Interesse, nicht aus Häme. Habe auch festgestellt, dass Personen aus dem Saarland oft eine Leerstelle vor ein Fragezeichen machen, vermutlich, weil sie so gut Französisch können, was mich immer etwas neidisch macht. Sobald ich fließend Italienisch spreche werde ich Französisch nochmal komplett lernen.

    Der Plan mit den Lebensmitteln klappt momentan hervorragend, was aber überhaupt nichts mit guter Organisation zu tun hat sondern mit genau dem Gegenteil: ich bin momeńtan so schlecht organisiert, dass es keine Einkäufe gibt, folglich auch nichts wegzuwerfen. Essen gibt es aus der HelloFresh-Box (wenn Herr N. kocht), da gibt es ja keine Reste und wenn ich koche bestelle ich beim Lieferdienst, wir bestellen meist 2 Gerichte für 3 Personen, da gibt es dann auch keine Reste. Die Biokiste enthält derzeit nur Obst und Rohkost (ich bin versiert, solche Phasen in meinem Leben abzuwickeln und habe schon vor mehreren Jahren entdeckt, dass die Umstellung auf Rohkost bei viel um die Ohren sehr entlastend ist: es ist immer was zu Essen da, in das man einfach reinbeißen kann aber gleichzeitig schreit nichts vorwurfsvoll "koch mich endlich!!" aus dem Kühlschrank), das geht immer weg. Zwischendrin ernähren wir uns von Haferflocken/Porridge/Müsli, die ganze Brotfrage mit den Konnotationen "Schimmel" und "angetrockneter Brotbelag" entfällt.

    Insofern: Klappt gut aber ohne Plan.

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    Sonntag, 14. Mai 2023
    14. Mai 2023

    Gerade vorhin auf der Terrasse hat mir Violinista noch etwas über Yoga erzählt, und zwar irgendeine Sache, bei der der Körper schläft und der Geist wach ist. Ich bin ja ganz froh, wenn mein Geist mal schläft. Egal, das Thema in der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste heute lautet "Yoga".

    Ich finde Yoga interessant, es scheint mir eine sinnvolle, gesunde und für alle geeignete Sportart zu sein. Ich betreibe es selbst nicht, habe aber in den letzten 1,5 Jahren öfters darüber nachgedacht, es scheitert bisher daran, dass ich mich so verstärkt dem Amüsement widme, dass ich keine Zeit für etwas neues habe, das ich an 1-3 Abenden pro Woche machen würde. Sollte sich mein Amüsierwahn wieder einpendeln (ich rechne mit 9 - 12 Monaten) steht Yoga ganz oben auf der Liste. M hatte eine 10er-Karte in einem Yoga-Studio (es heißt anders, mir fällt das Wort gerade nicht ein, war es Dojo?) ganz in der Nähe und es gibt dort ein Konzept, das für mich geeignet wäre, bei dem man eine Mitgliedschaft (monatlich kündbar) abschließt und zwar für entweder 1-2, 3-4 oder 5-6 Termine pro Woche, die man dann aber frei wählen kann, irgendwas gibt es jeden Abend. Das finde ich angenehm flexibel und könnte mir eine Mitgliedschaft (oder erstmal eine 10er-Karte) vorstellen.
    Natürlich kann man Yoga auch per Youtube oder online-irgendwas betreiben, das sehe ich für mich aber nicht. Genauso wenig, wie ich von zu Hause arbeiten will, will ich von zu Hause Yoga betreiben.

    Ganz dunkel erinnere ich mich, dass ich in der Schwangerschaft schonmal einen Yoga-Kurs belegt hatte. Da ist natürlich sehr lang her (so lange her, dass es das Plusquamperfekt rechtfertigt), damals war es glaube ich üblich, in dieser Zeit irgendwelche krankenkassenbezahlten Sport zu betreiben und es gab eine Liste mit Gymnastik und ähnlichem und eben Yoga.

    Ich wählte Yoga, das kannte ich noch nicht und ich hoffte, dort Kopfstand zu erlernen. Das war natürlich nicht so, es gibt ja viele Arten Yoga und es handelte sich um spezielles Schwangerschaftsyoga mit viel herumliegen und atmen, ich weiß noch, dass ich jedes Mal nach kurzer Zeit eingeschlafen bin, aber das war auch okay. Am Ende sang die Yogafrau dann immer Mantras in Sanskrit und es wurden Kerzen und Düfte angezündet, davon wurde mir schlecht (mir wurde 9 Monate lang von allem schlecht) und dann bin ich aufgewacht und vorzeitig aufgebrochen. 

    Das ist aber ja 18 Jahre her, schwanger bin ich nicht mehr und ich habe den Eindruck, man kann Yoga jetzt auch einfach gymnastisch, also ohne Spiritualität betreiben.

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    November seit 6276 Tagen

    Letzter Regen: 24. Mai 2023, 21:46 Uhr