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    Donnerstag, 26. März 2015
    Blogging November - 1240

    Vor einigen Wochen gab es bei mir eine Geldsituation:

    Ich hatte von Konto A eine größere Summe gezahlt, diese sollte planmäßig wenige Tage später von jemand anders auf Konto B erstattet werden, wo sie aber ja nicht hingehörte, weshalb ich schon zum Zeitpunkt der Zahlng eine Überweisung von Konto B auf Konto A vordatiert hatte. Warum das alles so war, ist egal, stellen Sie sich vor, ich hätte bei Nigeria-Spam mitgespielt, dann ist es wenigstens lustig.

    Wie auch immer, wegen eines Kommunikationsfehlers kam die Erstattung nicht rechtzeitig. Konto B überwies natürlich trotzdem an Konto A, das war ja so eingestellt, und war dann dementsprechend pleite. Und - wenn es läuft, dann läuft es - dies exakt zu dem Zeitpunkt, an dem sozusagen alle monatlichen Abbuchungen stattfinden.

    Wenig später bekam ich dann viel Post, leider immer mit demselben Wortlaut: Wir konnten nicht abbuchen, versuchen das in ein paar Tagen nochmal, sorgen Sie dafür, dass das Konto dann gedeckt ist, und 3-6 Euro für den geplatzen Einzugversuch bitte. Etwas irritiert schaute ich ins Onlinebanking, erkannte das Fehlen einer mittleren vierstelligen Summe, sah die rund zwanzig Rückbuchungen, überschlug die aufgelaufenen Mahngebühren und blinzelte. Dann verdrängte ich den Vorfall.

    Achso, ein Brief war anders gewesen. Nämlich der der Stadt, die gerne die Kinderbetreuungskosten für Februar eingezogen hätte. Die Stadt sagte nicht, ich solle die nächste Abbuchung abwarten, sondern ich solle sofort, spätestens bis zum 26.2., selbst überweisen und ansonsten käme direkt der Gerichtsvollzieher. Allerdings kam das Schreiben erst am 26.2. an, weshalb ich zwar sofort überwies, dann aber am nächsten Morgen (Sprechzeiten nur 8 - 12 Uhr) im Kassenamt anrief, um leicht belustigt zu erfagen, ob man den Gerichtsvollzieher aufgrund der Sachlage wohl noch 1-2 Tage aufhalten könne.

    Die Dame beim Kassenamt fand das alles gar nicht spaßig - offen gesagt, für rund 120 Euro Lehrgeld hatte ich etwas mehr Amüsement erwartet. "Sie müssen besser aufpassen, Frau N.!" wieder holte sie immer wieder. "Sie müssen besser aufpassen! So etwas darf nicht passieren!" Auch könne sie jetzt noch keinen Geldeingang feststellen, es läge aber vollumfänglich an mir, diese Situation wieder aus der Welt zu schaffen und den Gerichtsvollzieher aufzuhalten und so solle ich am Montag wieder anrufen, dann würde man ja sehen, ob ich wirklich mittlerweile gezahlt hätte.

    Am Montag, 2. März, rief ich also wieder an. Nein, die Zahlung sei nicht da. Achso, doch sie sei da, aber sie sei in den falschen Monat gebucht worden, nämlich in den März. Auch das noch! Jetzt muss man das auch noch umbuchen, in den Februar. Sie müssen besser aufpassen, Frau N! Ich buche Ihnen das jetzt ausnahmsweise in den richtigen Monat, aber das darf nicht wieder vorkommen!

    Ich spielte eine zerknirschte Person, versicherte, jetzt wirklich aufzupassen, aber nun sei dann alles geregelt? Ja, das sei es. "Ich bin so froh, das Sie mir geholfen haben, ganz herzlichen Dank, Sie sind super!", flötete ich und hatte damit leider ganz eindeutig überreizt: mit einem Schnaufen, das vermutlich kein freundlicher Abschiedsgruß war, legte die Dame ansonsten nonverbal auf. Ich betrachtete die Angelegenheit als erledigt.

    Wenige Tage später kam dann wieder ein Brief von der Stadt, von einer anderen Abteilung, in dem eine mir unbekannte Frau sich auf unser Gespräch bezog und eine Einzugsermächtigung für die Kita-Gebühren verlangte. Etwas genervt schrieb ich direkt per Hand auf den Brief, ich könnte mich zwar ein kein Gespräch erinnern und eine Einzugsermächtigung läge bereits vor, aber sie könnten gerne auch noch eine haben. Der Brief ging weniger als eine Stunde später in den Kasten; ich betrachtete die Angelegenheit nun wirklich als erledigt.

    Eine Woche später erneut Post von der fremden Frau aus der anderen Abteilung. Sie habe sich auf mein Gespräch mit der Frau vom Kassenamt bezogen und die Einzugsermächtigung erhalten, der Beitrag für März sei aber noch nicht eingezogen. "Dann ziehen Sie ihn doch bitte umgehend ein", schrieb ich wieder direkt auf den Brief und schickte ihn umgehend ab und betrachtete die Angelegenheit jetzt aber wirklich, wirklich als erledigt.

    Umso überraschter war ich, gestern im Briefkasten erneut eine Mahnung mit Ankündigung des Besuchs des Gerichtsvollziehers zu finden, wenn ich nicht innerhalb einer Woche die Kita-Gebühr für März zahlen würde. Ich rief also wieder die nette Frau beim Kassenamt an.

    "Ich erinnere mich an Sie!", sagte sie ohne Begeisterung in der Stimme. "Ich habe Ihnen doch schon einmal gesagt, dass Sie besser aufpassen müssen!" "Ja", sagte ich, "ich weiß, aber ich habe auch wirklich aufgepasst und Ihnen auch eine zweite Einzugsermächtigung geschickt, warum um alles in der Welt ziehen Sie das Geld denn nicht ein, brauchen Sie noch irgendwas von mir?!" Nein, sie bräuchten nichts. Sie würden aber eben erst im nächsten Monat, also im April, wieder einziehen. Das sei nämlich so vermerkt.

    Ich schlug vor, das doch einfach umzuvermerken. "Nein, nein, Frau N. Das war Ihr Fehler. Sie hätten einfach besser aufpassen müssen. Jetzt müssen Sie den Beitrag für März sebst überweisen und ab April ziehen wir das dann wieder ein. Aber bitte sorgen Sie dann dafür, dass das Konto gedeckt ist!"

    Weiter den zerknirschten Menschen zu spielen, gelang mir unter diesen Umständen nicht, immerhin hatte ich mich aber so weit unter Kontrolle, nichts Unflätiges in den Hörer zu brüllen. Ich überwies also den ausstehenden Beitrag inklusive unberechtigter Mahngebühr und bin nun gespannt, ob sich dieses Thema bis Juli, wenn Mademoiselle endgültig mit dem Kita-Eigenbetrieb der Stadt nichts mehr am Hut hat, noch beruhigen wird, oder ob ich mir die verbleibenden vier Monate lang wöchentlich von der Dame vom Kassenamt sagen lassen muss, ich möge "besser aufpassen".

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